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Publikation

Poetik der Oberfläche
Die deutschsprachige Popliteratur der 1990er Jahre

Herausgegeben von Olaf Grabienski,
Till Huber und Jan-Noël Thon

Berlin u.a.: de Gruyter, 2011

ISBN 978-3-11-023764-1

Der Sammelband widmet sich der Geschichte und Gegenwart deutschsprachiger Popliteratur; Bezügen zwischen Popliteratur und Popkultur im Kontext von Dandyismus, Camp-Ästhetik, Gender-Forschung und Popmusik; dem Zusammenhang zwischen unterschiedlichen Konzepten von Autorschaft und Formen auktorialer Selbstinszenierung sowie - mit einem besonderen Schwerpunkt - den Romanen Christian Krachts als dem wohl einflussreichsten und vielgestaltigsten unter den 'Kiwi-Popliteraten'.

Katharina Picandet

Der Autor als Disk(urs)-Jockey. Zitat-Pop am Beispiel von Thomas Meineckes Roman Hellblau

Abstract

Ausgehend von der Autorpoetik Thomas Meineckes, der seine Schreibtätigkeit seit den 1990er Jahren explizit in den Kontext des Plattenauflegens und Samplings stellt, fragt Katharina Picandet zu Beginn des dritten Teils des Bandes, Autorschaft und Inszenierung, welche Berechtigung das im Kontext der Popliteratur des Öfteren bemühte Schlagwort vom 'Autor als DJ' hat. Während Meinecke das Verfahren des 'literarischen Samplings' bereits 1998 in Tomboy etabliert hat, setzt Picandet am 2001 erschienenen, in dieser Hinsicht noch einmal komplexer anmutenden Nachfolger Hellblau an und untersucht den Text dahingehend, ob und inwiefern seine Verfahren und Techniken mit einem DJ-Set vergleichbar sind. Wie in Bezug auf Meineckes poetologisches Konzept, wird der DJ-Vergleich von Picandet auch auf der Textebene als naheliegend (und bis zu einem gewissen Grad als überzeugend) betrachtet. Ganz anders stellt sich die Ausgangssituation auf der Rezeptionsebene dar, denn mit irgendeiner Form des Tanzens, so Picandet, sei die Lektüre eines Romans kaum vergleichbar. Unter Rückgriff auf Äußerungen Meineckes wird daraufhin diskutiert, ob andere 'adäquate' Rezeptionsformen von DJ-Musik für einen Vergleich in Frage kommen. Mit einem über die Paratexte elektronischer Musik vermittelten ideologiekritischen Diskurs - etwa um Identitätszuschreibungen - wird letztlich doch noch eine Vergleichsebene zwischen Musikrezeption und Lektüre gefunden: Picandet spricht dabei von einem 'Wahrnehmungsfilter', der sich auf die Leser überträgt, auch wenn der kritische Diskurs für diese nicht notwendigerweise an die DJ-Kultur gekoppelt sein muss.